werden – Jahrbuch für die deutschen Gewerkschaften

Im Bund-Verlag erschien von 1958 bis 2008 das Jahrbuch „werden“, eine Sammlung von Beiträgen zu aktuellen Themen aus Politik und Kultur mit einem Schwerpunkt auf gewerkschaftspolitischen Themen. Bis zur Ausgabe 1993/1994 finden sich in einem zunächst umfangreichen Anhang Anzeigen von Unternehmen – Zeichen gelebter Sozialpartnerschaft. Einen Teil der Aufsätze hat die Friedrich-Ebert-Stiftung in ihren Bibliothekskatalog aufgenommen. In unserer Bibliothek finden Sie die Ausgaben von 1958 bis 2004/2005. Es lohnt sich, die gedruckten Ausgaben in die Hand zu nehmen. Die abgebildeten Fotos und Illustrationen vermitteln neben den Texten ein Bild vom Geist der Zeit.

Vor 50 Jahren …

1973 bedeutet eine Wende in der bundesdeutschen Sozialplitik. Die auf die Ölkrise folgende Konjunkturkrise veranlasst die sozialliberale Koalition in den Folgejahren zu Kürzungen. „Mehr Demokratie wagen“ und der Ausbau des Sozialstaates finden ein jähes Ende. Die Ausgabe von 1973 ist noch stark geprägt von der Ära Brandt. Das Editorial trägt den optimistischen Titel: „Vorwärts zu einem sozialen Europa“. In der Ausgabe von 1973 finden sich neben einer Reihe von Medienschaffenden, Autoren wie der Schriftsteller und Nobelpreisträger Heinrich Böll oder Hilmar Hoffmann, damals Kulturdezernent der Stadt Frankfurt am Main. Ein Gespräch mit dem dem Begründer der Zukunftsforschung Ossip K. Flechtheim wurde mit der Hoffnung geführt, dass der Konservatismus in Deutschland endgültig als prägende Kraft abgelöst sein könnte. Da ist Flechtheim skeptisch. Um die Zukunftsaufgaben Umwelt, Abrüstung und Lösung der „Probleme der Dritten Welt“ zu bewältigen, sieht er die Gewerkschaften in der Pflicht, ihre Rolle als soziale Bewegung wahrzunehmen und gesellschaftspolitische Zielsetzungen und Strategien zu entwickeln.


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