Die AFD und Björn Höcke

In seiner seiner 2016 als Broschüre herausgegebenen Studie befasst sich der Soziologe Andreas Kemper mit der Differenz von Konservatismus und Faschismus am Beispiel der AFD.
Er analysiert insbesondere Björn Höckes Ideologie anhand der Definition von Faschismus von Roger Griffin und kommt zu dem Schluss, dass die Ideologie von Björn Höcke faschistisch ist. Das ist keine neue Erkenntnis. Dennoch ist zum einen die präzise Analyse von Höckes Aussagen interessant. Das geschlossene Weltbild Höckes, das nicht zufällig frauen- und migrantenfeindlich ist, wird hier gut dargestellt. Sein Geschichtsrevisionismus wird immer mal erwähnt, ist aber geprägt von einer messianischen Vorstellung. Der Titel der Broschüre verweist mit einem Höcke-Zitat darauf: „Die neurotische Phase überwinden, in der wir uns seit siebzig Jahren befinden“. Neurotisierer sind „die Amerikaner“, die „Frankfurter Schule“ sowie die 68er und die gesamte antiautoritäte Erziehung. Gemeint sind die Bestrebungen, den Holocaust aufzuarbeiten und eine antifaschistische Grundhaltung in der Bundesrepublik zu etablieren. Wie die Nazis stellt er der bösen aktuellen Marktwirtschaft eine „organische Marktwirtschaft“ gegenüber, orientiert auf „Gemeinschaft“ statt Sozialstaatlichkeit, auf „positive Unterordnungsfähigkeit“, er will eine Nation, die als „organisches Ganzes“ zu betrachten ist. Björn Höcke und mit ihm eine große Bandbreite von AFD-Funktionären vertritt eine Heilslehre, die religiöse Züge aufweist und allen der Nation zugehörigen einen Platz zuweist, insbesondere den Frauen, die nach dieser Funktionszuweisung vor allem eines zu tun haben, zu gebären.
Seit Erscheien des Buches haben die Faschisten von der AFD ihr Feindbild geschärft, mit den Begriffen „woke“ oder „linksgrün versifft“ sind sie vor allem in den sozialen Medien unterwegs. Ergänzt wird das einer Flut von Filmchen von politischen Gegnern, bevorzugt der Grünen, die als dumm und ungebildet klassifiziert werden. Dabei machen es sich die Produzenten denkbar einfach. Sie nehmen irgendein Redefragment und kommentieren es mit „Ist die doof“ oder „die ganze Welt lacht über uns“ etc. Dieses Bombardement hat in Zeiten der Krise natürlich seine Wirkung wie wir bei den jüngsten Wahlen und aktuellen Umfragen sehen können. Ob wir in ausreichendem Maße emanzipatorische Politik betreiben zum Beispiel die Mitbestimmung in den Betrieben stärken können, wird die Zukunft zeigen. Wie stark Handlungsfähigkeit im Betrieb und (anti)demokratische Einstellungen zusammenhängen wurde kürzlich in einer Untersuchung im Auftrag der Otto Brenner Stiftung beleuchtet. Sie können sich die Broschüre bei der Otto Brenner Stiftung herunterladen, dort bestellen oder bei uns ausleihen. Die Broschüre von Andreas kemper findet sich auch in unserer Bibliothek.


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