Die „Historiker-Debatte“

Im Jahr 1986 wurde ein „Streit ums Geschichtsbild“ in den Feuilletons ausgetragen, der sich um die Bewertung des Holocaust, die Perspektiven der Beteiligten und die Vergleichbarkeit der von den Nazis verübten Gräuel drehte.
Insbesondere die These Ernst Noltes, dass der Gulag ursprünglicher sei als der Holocaust entzündete die Gemüter, ebenso wie die These, dass der Holcaust im Denken der Nazis tatsächlich als Notwehr gewertet werden könne. Hinzu kam die Debatte um die Singularität des Holocaust.
Habermaas leitete daraus ab, dass die Konservativen und die Rechten nicht nur die persönliche Schuld für die Verbrechen der Nazis abstreifen wollten, („die Gnade der späten Geburt“, Helmut Kohl), sondern beabsichtigten das „politisch-historische Selbstverständnis der Bundesrepublik in seinen Grundlagen nach rechts zu verschieben.“ (Kühnl, S. 13)
„Streit ums Geschichtsbild“ heisst eine von Rheinhard Kühnl 1986 herausgegebene Dokumentation, die den Anspruch hat, die Debatte selbst zu dokumentieren als auch die Argumentationslinien der Debatte darzustellen.
Letztlich gehe es den Rechten in dieser Debatte darum, so etwas wie nationale Identität auf Grundlage eines revidierten Geschichtsbildes zu begründen und noch ältere autoritäre Herrschaftsformen zu legitimieren.
Die Opferrolle, in der sich manche Deutsche so gerne sehen, die beispielsweise mit Demonstrationen für die so instrumentalisierten Opfer des Bombenangriffs auf Dresden zelebriert wird, lassen sich leicht in Verbindung bringen mit den Bemühungen des Geschichtsrevisionisten, die den Historikerstreit im Jahr 1986/87 auslösten. Rechtspopulistische Wortführer wie Alexander Gauland zielen nach wie vor auf die Relativierung der Bedeutung des Holocaust für das Nationalbewusstsein. – „Vogelschiss der Geschichte“.


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