Die Stalingradprotokolle

Die Schlacht von Stalingrad im Winter 1942/43 wird als die Wende im 2. Welkrieg gewertet. In dieser Schlacht, wurde die 6. Armee eingekesselt und vernichtend geschlagen. Die Weiße Rose bezieht sich in ihrem letzten Flugblatt auf diese verlustreiche Schlacht. „Erschüttert steht unser Volk vor dem Untergang der Männer von Stalingrad“ und ruft auf zum Widerstand gegen das Naziregime. Goebbels hält am 18. Februar im Berliner Sportpalast seine berüchtigte Rede vom totalen Krieg. „Stalingrad war und ist der große Alarmruf des des Schicksals an die deutsche Nation“, so beginnt er und stellt in die Bekämpfung des „östlichen Bolschewismus“ als vom Schicksal gegebenes Los des deutschen Volkes dar. Die Soldaten von Stalingrad werden zu Helden stilisiert, die sich der drohenden Verdammnis Europas entgegengeworfen und geopfert haben. Diese Opferbereitschaft, die angesichts der Bedrohung durch den Bolschewismus als alternativlos dargestellt wird, fordert er von allen Deutschen verkleidet in die Frage „Wollt ihr den totalen Krieg?“ Der Opfermythos der deutschen Stalingradkämpfer (weniger ihrer Verbündeten) umgab, bleibt auch in der Nachkriegszeit mit dieser Schlacht verbunden. Die sowjetischen Soldaten erscheinen als gesichtslose schalmmverkrustete braune Schemen, die vom NKWD (Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten) mit vorgehaltener Pistole in die Schlacht getrieben wurden. Dem Herausgeber der Stalingradprotokolle ist das Verdienst zuzuschreiben, solchen Narrativen eine sachliche Darstellung gegnübergestellt zu haben. Auf Grundlage der Fachliteratur und nach Auswertung von 265 Protokollen kommt er zu dem Schluss, dass die meisten Soldaten der Roten Armee einen erbitterten Verteidigungskrieg führten. Die Verteidigung des Vaterlandes war die entscheidende Motivation für ihren Einsatz bis zur völligen Erschöpfung. Rund 150 000 deutsche Soldaten starben in der Schlacht von Stalingrad die Opferzahlen Roten Armee sind nicht genau bekannt. Nach Schätzungen von Hellbeck waren es etwa 500 000 Gefallene. Teile der Zivilbevölkerung starben bei den Bombenangriffen aber auch durch Übergriffe der Deutschen. Rund die Hälfte der 600 000 Einwohner war evakuiert worden, nachdem die verheerenden Bombardements schon eine ganze Zeit angehalten hatten. Der Opfermythos um die gefallenen deutschen Stalingradkämpfer hat sich bis heute gehalten. „Sie starben, damit Deutschland lebe“. So lautet die Schlagzeile der auf der Titelseite des völkischen Beobachters nach der Schlacht von Stalingrad. Björn Höcke in einem Interview mit Phoenix: „Diese EU muss sterben, damit Europa leben kann.“ Opfermythos und Dämonisierung gehören nach wie vor zum Repertoire rechtsextremer Rhetorik.


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