Die 35-Stunden-Woche

Seit 30 Jahren gilt in der Metall- und Elektroindustrie in Westdeutschland die 35-Stunden-Woche. In der westdeutschen Stahlindustrie gilt sie bereits seit 1994.

Auch in der Druckindustrie wurde die 35-Stunden-Woche 1995 eigeführt.

Die Beschäftigten hatten 1984 mit ihren Gewerkschaften, der IG Metall und der IG Druck und Papier in wochenlangen Streiks dafür gekämpft, das Credo der Arbeitnehmer zu durchbrechen, dass die 40-Stunden-Woche unbedingt bleiben muss. Arbeitszeitflexibilisierungen seien die richtige Wahl, um Arbeitsplätze zu sichern. Die 35-Stunden-Woche sei „absurd, dumm und töricht“, so der damalige Kanzler Helmut Kohl.

Beiden Gewerkschaften ging es um Reduzierung von Arbeitslosigkeit, Ausgleich für steigende Belastungen am Arbeitsplatz und „mehr Zeit zum Leben“. Sie wollten mit einer besseren Verteilung von Arbeit die Auswirkungen von Rationalisierungen abfedern und der steigenden Arbeitslosigkeit etwas entgegensetzen. Von der Regierung Kohl war in dieser Hinsicht nicht viel zu erwarten.

Die Arbeitskämpfe des Jahres 1984 gelten als die härtesten der Nachkriegsgeschichte. Die Metaller streikten sieben Wochen, die Drucker sogar zwölf.

In der Metallindustrie griffen die Unternehmen massiv zum Mittel der Aussperrung. Es waren dreimal so viele Beschäftigte heiß ausgesperrt als im Streik. Hinzu kamen eine große Anzahl „kalt“ Ausgesperrter außerhalb der Kampfgebiete, die durch die Fernwirkung der Arbeitskämpfe beschäftigungslos waren.

Im Streikgebiet Hessen waren auch die Beschäftigten der MAN in Gustavsburg ausgesperrt.

Die MAN als hessische Exklave der damaligen IG Metall Verwaltungsstelle Mainz gehörte zum Kampfgebiet.

Wie sich die Mainzer und die Beschäftigten der MAN auf diese Auseinandersetzung vorbereitet haben und wie sie mit der Aussperrung umgegangen sind, damit wollen wir uns in den nächsten Wochen beschäftigen.

In unserer Bibliothek finden Sie den „Gewerkschafter“ vom Juli 1983, ein Heft ganz im Zeichen der 35-Stunden-Woche, mit allen Argumenten für die „35“.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: