Rheinhessische Wege in den Nationalsozialismus

Der litarische-plitische Abend mit „Der Kopflohn“ kreiste um die Frage des Aufstiegs des Nationalsozialismus in einem fiktiven rheinhessischen Dorf. Dieses Dorf stand für alle Dörfer in Deutschland. Wie die Nazifizierung in ganz bestimmten rheinhessischen Dörfern verlief, zeigen Forschungsarbeiten, die im Jahr 2010 veröffentlicht wurden. Eine der übergeordneten Forschnngsfragen war, welche Milieus sich als eher resistent gegen die Etablierung nationalsozialistischer Herrschaft erwiesen haben, welche Voraussetzungen für eine rasche Durchdringung und Machtübernahme der ländlichen Strukturen gegeben sein mussten. Ausgehend von der NS-Hochburg Stadecken aus wurde der umgebende ländliche Raum von den Nationalsozialisten durchdrungen und unter nazistische Herrschaft gestellt. Sie war, „die Burg“, die bereits um das Jahr 1930 in der lage war, propagandistisch zu wirken und Massenveranstaltungen auszurichten. In den anderen Landgemeinden vollzog sich die Gleichschaltung erst allmählich. Bis 1932 gab es in Alsheim keine SA und nur 4 NSDAP-Mitglieder. Hier gab es ein sozialdemokratisches aber auch ein katholischen Milieu. Die Anhänger der Deutschnationalen wanderten erst ab 1930 zur NSDAP ab. Bodenheim mit seinem katholischen Milieu war während der Weimarer Zeit eine Bastion des Zentrums. Die Gemeinde war von Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichen Sorgen der Winzer geprägt. Not leidende Handwerker und Winzer traten zunächst in kleinen Wählervereinigungen zu Kommunalwahlen an Hier wird die Abhängigkeit dieser Personengruppen vom Finanzsystem deutlich, die auch in Seghers Roman „Der Kopflohn“ eine Rolle spielt. Diese Kleinparteien wurden mit Beginn der 30er Jahre von der NSDAP verdrängt. Innerhalb dr NSDAP-Ortsgruppe gab es sehr aktive Personen, alteingesessene Bürger, und der Ortspfarrer, die maßgeblich die Vorbereitung der nationalsozialistischen Durchdringung der Gemeinde betrieben haben. Ab 1930 stieg die Zahl der Wähler der NSDAP stark an. Nach der Machtübernahme wurde der langjährige Ortsbürgermeister Becker (Zentrum) abgesetzt. Entlassungen von Gemeindebediensteten und Racheakte an politischen Gegnern waren die Regel. Ingelheim, Bodenheim und Framersheim waren weitere Orte, deren Entwicklung untersucht wurde. Extremer nationalismus, befördert durch die französische Besatzung, Abstiegs- und Zukunftsängste durch wirtschaftliche Probleme, Antisemitismus und strategisches Kalkül und Fördrung durch dörfliche Eliten haben danach den Aufstieg der Nazis im ländlichen Raum gefördert. Wertegemeinschaften wie der Katholizismus,, kurzzeitig auch Widerstand der Demokraten, waren ein Hindernis Der Aufstieg der nazis begann im ländlichen Raum. Das hat Anna Seghers bereits mit ihrem „Bauernroman“ aus dem Jahr 1933 deutlich gemacht.


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