Rundschreiben des DGB Rheinland-Pfalz 1950-1954

Einen Überblick über den weiteren Aufbau der gewerkschaftlichen Arbeit in Rheinland-Pfalz bieten die Rundschreiben des DGB aus den Jahren 1950 bis 1954. Das Jahr 1950 ist noch deutlich geprägt von Mangel an Finanzmitteln und einer hohen Arbeitslosigkeit von Kolleginnen und Kollegen. Für den 1. Mai gibt es keine Maiabzeichen, die Kollegen aus Idar-Oberstein sind zu 70 Prozent arbeitslos und wären bereit, welche zu fertigen, die nicht teurer kämen als die üblichen. Zunächst geht es dem DGB auch darum, die Arbeit in den Kreisen zu systematisieren und die Informationsbeschaffung zu regeln. Beispielsweise sollen die Tabellen mit den Beitragssätze der örtlichen Krankenkenkassen an den Landesbezirk gesendet werden, die Kreisvorsitzenden sollen die Konferenzen der örtlichen Einzelgewerkschaften besuchen, um die Arbeit zu bündeln, die Bildungsarbeit im Bildungszentrum Bad Münster soll strukturiert werden, weniger von Imptovisation geprägt sein. Daneben stellt der Landesbezirk im Jahr 1950 bereits Übersichten zu Arbeitsmarkt und Sozialem. Die Beendigung der Zusammenarbeit der DGB- Gewerkschaften mit FDJ und FDGB findet in den Rundschreiben ihren Niederschlag. Dieser Prozess der Systematisierung ist im Jahr 1954 weitgehend abgeschlossen. Die Interessenvertretung der Gewerkschaften in Kammern und Sozialkassen, die Mitarbeit in der Sozial-und Arbeitsgerichtsbarkeit sind feste Größen gewerkchaftlicher Tätigkeit. Über die Arbeitsmarktlage wird nicht mehr nur informiert, sondern es wird auch deutlich Stellung bezogen. Die Abgrenzung zum FDGB bleibt weiterhin ein Thema.
Der Landesbezirk macht auch aufmerksam auf die „Woche der Brüderlichkeit“ des Deutschen Koordinierungsrates, die seit 1952 im März stattfindet. Aus dem Rundschreiben vom 10.03.1954: „Der Koordinierungsrat setzt sich aus Vertretern der drei Konfessionen zusammen und hat sich zum Ziel gesetzt, die religiösen, rassischen,nationalen und sozialen Vorurteile zu bekämpfen.“ Die Bestrebungen und Veranstaltungen sollen nach Möglichkeit unterstützt werden.
Die Gewerkschaften haben auch damals einen Sitz im Rundfunkrat einen Sitz. Arbeitgeber und Gewerkschaften gestalten im SWR gemeinsam die Sendung ;“Aus Arbeit und Wirtschaft“. Diese wurde trotz Protests der DGB Landesbezirke Baden-Württemberg und Rheinand -Pfalz auf einen ungünstigen Sendetermin verlegt. Zuvor war die Sendung im Rundfunkrat heftig angegriffen worden. Dieser wollte der Landesbezirk etwas entgegensetzen und forderte deshalb zur Rückmeldung zu Rezeption und Reaktion von Kolleginnen und Kollegen auf.
Neben Lohn- Preis- und Arbeitsmarktentwicklung befasst sich der DGB mit einer Reihe von gesellschaftspolitischen Themen. Vor dem Hintergrund des kalten Krieges, der vollzogenen Westbindung sowie verbesserter Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten (Der Koreakrieg hatte in Deutschland zu einer Kriegskonjunktur geführt), bewegte sich die Kritik des DGB Rheinland-Pfalz an den politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen innerhalb enger Grenzen. Die gewerkschaftliche Organisation war konsolidiert, jetzt konzentrierte man sich auf das naheliegende und in diesem Rahmen Machbare.

Die fünf Bände können leider nicht ausgeliehen werden, sind aber in unserer Bibliothek – gerne nach Terminabsprache – benutzbar.


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